energate News: Kritik am geplanten Wasserstoff-Register

Berlin (energate) - Die Bundesregierung will ein Nachweissystem für Wasserstoff aufbauen. Zu den Plänen kommt Kritik, unter anderem weil auch Wasserstoff aus fossilen Quellen einbezogen werden soll. Die Industrie wünscht sich dagegen sogar breitere Kriterien. Mit dem Nachweissystem für grüne Gase sowie Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen setzt die Bundesregierung Vorgaben der EU um. Zum entsprechenden Gesetzentwurf konnten Verbände bis zum 10. August Stellung nehmen (energate berichtete). Von der Umwelt- und Erneuerbarenseite kommt dabei vor allem Kritik daran, dass es auch möglich sein soll, Wasserstoff aus fossilen Quellen, also unter Einsatz von Technologien zur CO2-Abscheidung, als grün auszuweisen. "Eine mögliche Integration von dekarbonisierten Gasen führt den Sinn und Zweck des geplanten Herkunftsnachweissystems für erneuerbare Energiequellen ad absurdum", erklärt Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Sie fordert, dass es im geplanten Herkunftsnachweissystem eine klare Abgrenzung zwischen erneuerbaren Gasen und dekarbonisierten Gasen gibt. Das Bundeswirtschaftsministerium könne dazu die im Gesetzentwurf vorgesehene Verordnung nutzen.

 

Klare Abgrenzung zwischen erneuerbar und dekarbonisiert


Ähnliche Kritik kommt auch vom Ökostromanbieter Green Planet Energy (ehemals Greenpeace Energy). Der Sinn des Herkunftssystems sei es, Transparenz im Markt und für Verbrauchende zu schaffen. Die Absicht der Regierung, auch aus fossilen Quellen stammende Gase als erneuerbar zu deklarieren, führe dieses Ziel ad absurdum. Stattdessen sollte nach Meinung von Green Planet Energy das Herkunftsnachweissystem und auch eine zukünftige Gaskennzeichnung genutzt werden, um eine klare Abgrenzung zwischen erneuerbaren Gasen und dekarbonisierten Gasen andererseits zu schaffen.

Kritik am Entwurf kommt auch vom BDEW. Es werde eine Chance vertan, Herkunftsnachweise für den Aufbau eines liquiden Marktes für erneuerbare und dekarbonisierte Gase zu nutzen, da für sie kein signifikanter Nutzen geschaffen wird, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage. "Sie dienen lediglich dem Nachweis der erneuerbaren Eigenschaft, jedoch nicht für den Nachweis einer mengenmäßigen Zielanrechnung oder einer mengenbezogenen Förderung." Gleichzeitig drohten die aus Sicht des Verbandes zu engen Vorgaben, die für Herkunftsnachweise in der Wärme angelegt werden, Entwicklungen im Sinne des Klimaschutzes zu blockieren. 
 

Industrie warnt vor knappen Grünstrommengen 

 
Auch die Industrie ist nicht zufrieden. Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) spricht sich dafür aus, Herkunftsnachweise auch für Gas aus biogenen Quellen und der Chloralkalielektrolyse auszustellen. Die Chloralkalielektrolyse wird in der Industrie vor allem zur Produktion von Chlor und Natronlauge genutzt, es entsteht dabei auch Wasserstoff. "Vor dem Hintergrund der großen Vielfalt an CO2-armen oder gar -freien Erzeugungstechnologien regen wir an, vergleichbar der Situation zum Beispiel in Österreich Herkunftsnachweise grundsätzlich für alle Erzeugungstechnologien auszustellen", heißt es in der Stellungnahme des VIK.

Kritisch sieht der Industrieverband, dass es keine Herkunftsnachweise für Wasserstoff geben soll, der mit Strom aus EEG-Anlagen erzeugt wurde. Der VIK fürchtet, dass im Zuge des massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien der Großteil der Anlagen etwa bei niedrigen Marktpreisen einen Anspruch auf EEG-Vergütung habe. Gleichzeitig wachse aber die Nachfrage nach grünen Gasen beziehungsweise Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien. Der VIK fürchtet daher ein "Auseinanderfallen" der nachgefragten und über den Gesetzentwurf zulässigen Strommengen für die Produktion grüner Gase. Das Bundeskabinett soll den Gesetzentwurf zum Nachweissystem laut Plan am 24. Augustbeschließen.

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