Dr. Timm Kehler
Vorstand und Geschäftsführer Zukunft Gas, Verband der deutschen Gas- und Wasserstoffwirtschaft e.v.
Wie lässt sich Wasserstoff in das System der Energiewirtschaft am besten integrieren?
Wasserstoff und seine Derivate sind ein Schlüsselelement des zukünftigen Energiesystems, da sie vielseitig einsetzbar sind und das Potenzial haben, viele Bereiche unseres Lebens klimafreundlicher zu gestalten. So etwa als Endenergie für industrielle Prozesse, für die Wärmeversorgung, als alternativer Kraftstoff oder in der Stromerzeugung, wo der Energieträger durch seine Speicherfähigkeit die volatilen erneuerbaren Energien perfekt ergänzt. Die erfolgreiche Integration von Wasserstoff in das Energiesystem erfordert daher einen ganzheitlichen Ansatz, der auf die Förderung grüner Produktion, den Ausbau der Infrastruktur, die Weiterentwicklung von Technologien und die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure abzielt.
Was braucht der Wasserstoffmarkt im Jahr 2024?
Wasserstoff muss jetzt handelbar gemacht werden. Dafür sind Herkunftsnachweise neben Elementen der Infrastruktur wie dem Kernnetz, Wasserstoffimportterminals oder Wasserstoffspeicher unabdingbar. Insbesondere handelbare Herkunftsnachweise geben potenziellen Produzenten neuer Gase, wie Wasserstoff, die notwendige Sicherheit stabiler Rahmenbedingungen und eine ausreichende Marktgröße.
Wie bewerten Sie beyondgas2024 als Bindeglied des Wasserstoffmarktes? Was gefällt Ihnen?
Beyondgas2024 bringt wichtige Stakeholder aus der Gas- und Wasserstoffwirtschaft zusammen und bietetn ihnen eine Networking-Plattform. Ich nehme dieses Jahr zum ersten Mal an der Veranstaltung teil und freue mich auf wertvolle Einblicke, spannende Diskussionen und persönliche Einschätzungen zu energiepolitischen, regulatorischen und ganz praktischen Fragestellungen im Wasserstoffmarkt.
Welche Botschaften vermitteln Sie in Ihrem Beitrag?
Um in Zukunft stabile und wettbewerbsfähige Energiepreise zu gewährleisten, benötigen wir rasch eine kluge Importstrategie für die Transformation von Erdgas hin zu neuen Gasen. Das ist nicht nur für die Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig, sondern essenziell, um die für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtigen Industrieunternehmen im Land zu halten. Gleichzeitig hat Europa einen deutlich höheren Gas-Importbedarf als noch vor 10 Jahren, dabei ist die EU-Gasförderung kontinuierlich zurückgegangen. Wir müssen also überlegen, von wo wir in Zukunft die benötigen Mengen an neuen Gasen importieren und bereits heute entsprechende Handelspartnerschaften aufbauen. Das gilt sowohl für den Import von Wasserstoff und seinen Derivaten als auch für Biomethan-Importe.