energate News: BDEW: Wasserstoffhochlauf braucht mehr Rückendeckung

Berlin (energate) - Nach viel Anfangseuphorie ist der Wasserstoffhochlauf ins Stocken geraten. Ein Grund ist das unklare regulatorische Umfeld. Der BDEW zeigt in einem Diskussionspapier nun einen vierstufigen Pfad für den Markthochlauf auf. "Wasserstoff ist mehr als nur die Transformation von Gas", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, bei der Vorstellung des Papiers. Für den gesamten Wirtschaftsstandort biete Wasserstoff große Chancen.


Doch obwohl die Bundesregierung bereits vor drei Jahren eine Nationale Wasserstoffstrategie vorgelegt und mit den IPCEI-Projekten ein milliardenschweres Förderprogramm auf den Weg gebracht hat, ist bisher wenig passiert. "Wir haben bisher keine Kapazitäten aufgebaut bisher", sagte Andreae. Die Zurückhaltung der Unternehmen liege auch an vielen bestehenden Unsicherheiten.

Investoren halten sich zurück

So ist nach wie vor unklar, welche Kriterien der Strom erfüllen muss, der für die Herstellung von grünem Wasserstoff genutzt werden darf. Der BDEW dringt hier auf einheitliche und nicht zu strenge europäische Lösungen. Zu lange wurde aus Verbandssicht zudem darüber diskutiert, wer denn Wasserstoff überhaupt nutzen darf, also Industrie, Verkehr oder auch Wärmesektor. Das bremse die Entwicklung marktwirtschaftlicher Geschäftsmodelle und das Vertrauen in einen Hochlauf erheblich, heißt es in dem Papier. Neidisch blickt die Energiebranche in die USA, die den Aufbau der Wasserstoffproduktion mit Milliarden-Investitionen und einfachen Regeln über den Inflation Reduction Act anreizen.

Mit seinem vierstufigen Plan will der BDEW nun zeigen, wie der Weg zu einem funktionierenden Wasserstoffmarkt ab dem Jahr 2040 aussehen kann. Zielbild ist dabei ein europäisches Marktdesign. Den kommenden zwei Jahren kommt eine wesentliche Rolle zu. Bis dahin muss aus Sicht des Verbandes Klarheit herrschen über die Stromkriterien für Wasserstoff. Wesentlich ist hier der
delegierte Rechtsakt zur EU-Erneuerbaren-Richtlinie. Auf nationaler Ebene sollte die Planung des Wasserstoffkernnetzes und eines ersten Wasserstoffverteilnetzes abgeschlossen sein.

Staat muss breit unterstützen

In einer Aufbauphase könnte dann bis in die 2030er Jahre dieses Wasserstoffkernnetz entstehen, das Kunden etwa mit den Importterminals verbindet. Der Staat müsse den Markthochlauf in dieser Zeit durch Förderinstrumente, Ausfallrisikodeckungen und Garantien unterstützen, fordert der BDEW.

Anschließend könnte eine "Ausprägungsphase" folgen, in der der Verband "die Entwicklung hin zu einer durch überwiegend marktliche Mechanismen gesteuerten Wasserstoffwirtschaft" erwartet. Zielbild ist der "eingeschwungene Wasserstoffmarkt", in dem die Commodity Wasserstoff "nach marktwirtschaftlichen Mechanismen effizient verteilt" wird, heißt es in dem Papier. Erst ab diesem Zeitpunkt, so wird darin ebenfalls deutlich, können aus Sicht des BDEW staatliche Fördermaßnahmen auslaufen.

Nationales Wasserstoffgesetz

"Wir können nicht einfach einen Schalter umlegen, sondern müssen die einzelnen Phasen durchlaufen", erklärt Kirsten Westphal, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Bundesregierung sollte dies nach Ansicht des Verbandes mit einem Wasserstoffgesetz unterstützen, dass alle Rahmenbedingungen zusammenfasst und das Zielbild des Wasserstoffmarktes unterstützt. Ein wesentlicher Baustein ist darüber hinaus das Entstehen von Nachweissystemen für den Handel mit Wasserstoff, heißt es im Papier. Die Hoffnung, dass Europa den Vorsprung der USA beim Markthochlauf noch einholen kann, habe sie noch nicht verloren. Entscheidend sei, nun in die Umsetzung zu kommen.

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