energate News: BNetzA will innovatives Wasserstoff-Bilanzierungssystem

Bonn (energate) - Die zuständige BNetzA-Beschlusskammer (BK) 7 schlägt in einem Festlegungsverfahren namens WasABi ein für Deutschland innovatives Bilanzierungssystem für Wasserstoff vor. Das Bilanzierungssystem orientiert sich am niederländischen Bilanzierungssystem für Erdgas. In dem System wird auf eine feste Bilanzierungsperiode verzichtet. Trotzdem soll jeder Bilanzkreisverantwortliche (BKV) grundsätzlich seinen Bilanzkreis ausgeglichen halten, er erhält dabei eine Mindesttoleranz von rund zehn Prozent. Der noch zu benennende Wasserstoff-Marktgebietsverantwortliche überwacht und veröffentlicht alle 15 Minuten den Zustand des Gesamtsystems.


Drei Systemzustände werden dabei unterschieden. Befindet sich das System in einer grünen Zone, ist es stabil und keinerlei Ausgleichsmaßnahmen sind notwendig. In einer gelben "kritischen Zone" sind Ausgleichsmaßnahmen notwendig. Damit die BKVs die notwendigen Maßnahmen ergreifen, schlägt die BK 7 ein finanzielles Anreizsystem vor. BKVs, die für das die Abweichung des Gesamtsystems verantwortlich (Causer) sind, werden mit einem Pönale belegt. Die Einnahmen werden an die BKVs ausgeschüttet, die das System durch ein netzdienliches Verhalten stützen (Helper). Die Höhe der Pönale soll sich in der Markthochlaufphase an dem Netzentgelt orientieren. Neben der grünen und gelben Zone soll es noch eine rote Zone geben, die einen "sehr kritischen" Netzzustand charakterisiert. Dann müssen zusätzlich Maßnahmen, wie eine Kürzung von Ein- und Ausspeisungen in Bilanzkreisen oder technische Abschaltungen durchgeführt werden, um das System wieder in das Gleichgewicht zu bringen.

Alle 15 Minuten neue Informationen

Die Beschlusskammer begründet ihren Vorschlag mit den zu erwartenden netztechnischen Restriktionen in einer ersten Markthochlaufphase und das eingeschränkte Flexibilitätspotenzial in dieser Phase. Das "holländische" System erfordert eine sehr häufige Bereitstellung von Informationen über den Bilanzkreisstatus an die BKVs. Der neue Marktgebietsverantwortliche soll dies alle 15 Minuten tun.

Die Beschlusskammer erwartet, dass sich zu Beginn des Markthochlaufs einzelne Wasserstoffcluster bilden, die gar nicht oder nur mit einer sehr begrenzten Kapazität miteinander verbunden sind. Deshalb wird das Bilanzierungsregime anfangs separat für jedes Cluster gelten. Dabei kann auch die Toleranz für die Bilanzkreise in den Clustern unterschiedlich sein. Die BK 7 will trotz der erwarteten Clusterbildung die Betreiber von Wasserstoffnetzen verpflichten, einen virtuellen Handelspunkt (VHP) einzuführen. Über den VHP soll ein bilanzieller Ausgleich von Mengen über die Cluster hinweg stattfinden. Zusätzlich werden in den Clustern Sub-VHPs etabliert.

Startschuss für WaKandA

Parallel zur Festlegung WasABi hat die BK 7 mit dem gleichen Dokument die Festlegung WaKandA zur Ausgestaltung der Kapazitätsprodukte eingeleitet. Die Produktgestaltung wird ebenfalls von der anfänglichen Cluster-Bildung bestimmt. Die Beschlusskammer stellt zwei Optionen zur Diskussion. In der "Zwei-Produkte-Welt" bieten die Netzbetreiber feste und unterbrechbare Kapazität für das gesamtdeutsche Entry-Exit-System an. Innerhalb eines Clusters ist die Kapazität immer fest und frei zuordenbar. Zwischen den Clustern enthält die Kapazität einen unterbrechbaren Anteil. Option zwei ist eine "Multi-Produkte-Welt", bei der feste Kapazität nur innerhalb eines Clusters angeboten wird. Für clusterübergreifende feste Kapazität werden zusätzliche Kapazitätsprodukte eingeführt. Kapazitätsprodukte werden in beiden Optionen sowohl als Jahresprodukte als auch als unterjährige Kapazitätsprodukte angeboten. Unterjährig sollte auf jeden Fall ein Tagesprodukt angeboten werden.

Die BK 7 will mindestens zwei Konsultationsverfahren durchführen. Für die jetzt startende Konsultation haben die Marktteilnehmer bis zum 30. August Zeit, Stellungnahmen abzugeben. Die Marktteilnehmer sind auf die Konsultation vorbereitet. In den verschiedenen Verbänden tagen schon seit Monaten Arbeitsgruppen zu dem Thema. Die Händlerorganisation Energy Traders Deutschland hatte am 19. Juni Vertreter der verschiedenen Marktteilnehmer und auch der BNetzA zu einem Informationsaustausch eingeladen, bei die Bilanzierungsregeln und Kapazitätsprodukte schon diskutiert wurden.

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