energate News: Bundesregierung verschätzt sich bei Wasserstoffimporten
Köln (energate) - Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung könnte an den Lieferungen aus dem Ausland scheitern. Eine neue Studie von Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Fraunhofer Umsicht und Wuppertal Institut weckt Zweifel, dass Importe den deutschen Bedarf bis 2030 decken können. Selbst wenn die möglichen Exportländer ihre Wasserstoffproduktionen nur nach Deutschland liefern würden, könnte der Bedarf an Wasserstoff bis 2030 nicht vollständig gedeckt werden, teilte das IW mit.
Dabei gilt Wasserstoff für die Energiewende als unverzichtbar - vor allem für die Industrie. Die nationale Erzeugung in Deutschland wird dafür allerdings nicht ausreichen. So geht beispielsweise die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) der Bundesregierung davon aus, dass weniger als ein Sechstel des Bedarfs im Jahr 2030 durch nationale Erzeugung gedeckt wird. Die NWS erwartet bis 2030 einen Wasserstoffbedarf von 90 bis 110 TWh.
Nicht allein auf Importe verlassen
Die Bundesregierung hofft nun auf umfangreiche Importe aus wind- und sonnenreichen Regionen wie Nordafrika oder Chile. Mit Energiepartnerschaften und Projekten wie "H2-Global" versucht sie Importmengen zu sichern (energate berichtete). Das Problem laut Studie: Der Ausbau von erneuerbaren Energien kommt in Ländern wie Chile, Marokko, Spanien und den Niederlanden nur schleppend voran. Und nur grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gilt als nachhaltig. Hinzu komme, dass der Transport großer Mengen Wasserstoffs per Pipeline oder Schiff noch in der Entwicklungs- beziehungsweise Genehmigungsphase steckt und nicht schnell genug umgesetzt werden könne. Stand heute wäre der Transport nur über LKW denkbar, diese können jedoch nur geringe Mengen transportieren und stoßen dabei selbst CO2 aus.
Mehr Erneuerbaren-Ausbau
Die Autoren empfehlen, dass die inländische Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien massiv erhöht wird. Dafür müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die Forscher empfehlen, Vorhaben im Zusammenhang mit Wasserstoff höher zu priorisieren. Sich von Importen abzuwenden, wäre jedoch angesichts des hohen zukünftigen Wasserstoffverbrauchs auch ein Fehler, heißt es: "Die bisherigen bilateralen Vereinbarungen sind sinnvoll, um erste Partnerschaften zu etablieren und gewisse Sicherheiten zu schaffen", sagte IW-Studienautor Malte Küper. Dabei sollte sich Deutschland aber nicht zu stark von einzelnen Herstellungsländern abhängig machen.