energate News: DWV legt eigene Wasserstoffstrategie vor

Berlin (energate) - Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband (DWV) hat eine eigene Wasserstoffstrategie für Deutschland vorgelegt. Diese enthält insgesamt 68 Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette für einen schnellen Markthochlauf von grünem Wasserstoff. Mit diesen will der Verband die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) des Bundes fortschreiben und zu einer schnellen Umsetzung bringen, heißt es in einer Mitteilung. Der DWV hatte jüngst anlässlich des Stichtags von 1.000 Tagen NWS deutliche Kritik geäußert und vor allem moniert, dass Deutschland noch weit weg ist von einem Wasserstoffmarkt, weil bis auf große Ankündigungen bislang nicht viel passiert sei (energate berichtete).

 

Ambitioniertere Wasserstoffproduktion


Laut dem Verband hakt es an vielen Stellen. Neben verlässlichen Rahmenbedingungen und vereinfachten Genehmigungsverfahren wünscht er sich ambitioniertere jährliche Produktionsziele: mindestens 30 TWh im Jahr 2030 und 100 TWh bis 2045. "Jährliche Elektrolyseur-Lieferkapazitäten von 16 GW beziehungsweise 28 GW in den Jahren 2025 und 2030 sind umsetzbar", schreibt der DWV. In der aktuellen NWS des Bundes steht die Zielmarke von 10 GW bis 2030 (energate berichtete). Um diese höheren Werte zu erreichen, schlägt der Verband analog zum EEG jahresscharfe und damit kontrollierbare Ausbauziele vor. Zudem sei die Ausschreibung verschiedener Arten von Wasserstoffkraftwerken sinnvoll. Dazu zählen sowohl Wasserstoff-Sprinter- und -hybridkraftwerke als auch dezentrale Wasserstoff-BHKW.
 

Grüner Wasserstoff mit PEF von 0,06


Über Letztere soll grüner Wasserstoff neben seinen Einsatzbereichen in Industrie, Raffinerien und dem Verkehr dann auch den Weg in den Gebäudesektor finden. Der DWV unterstreicht nochmals die Berechtigung von Wasserstoff im Wärmemarkt und schlägt vor, diesen als Dekarbonisierungsoption im Gebäudeenergiegesetz mit einem Primärenergiefaktor von 0,06 anzurechnen. Auch sei eine H2-ready-Pflicht von Heizungen sowie ein Förderprogramm für deren Einbau sinnvoll. Inwieweit Wasserstoff zu Heizzwecken künftig überhaupt zum Einsatz kommen soll, ist zwischen der Politik und den Akteuren der Energiebranche immer noch ein sehr kontrovers diskutiertes Thema (energate berichtete).
 

Transformation der Gasnetze stärker begleiten


Zur Deckung des künftigen deutschen Wasserstoffbedarfs ist laut DWV der Aufbau einer europäischen grünen Wasserstoffunion unerlässlich. Der Verband rechnet hier mit einem jährlichen Importbedarf von mindestens 100 TWh im Jahr 2030 und 900 TWh im Jahr 2045. "Die Bundesregierung muss mit potenziellen EU-Mitgliedsstaaten zeitnah in Verhandlungen treten", so der DWV. Aber auch global gesehen braucht es eine Importstrategie für grünen Wasserstoff. Hierzu sei nicht nur die Initiative "H2Global" weiterzuentwickeln, sondern auch schnellstmöglich die entsprechende Infrastruktur anzugehen. Dazu gehören die Häfen ebenso wie die Leitungsnetze. An der Stelle müsse die Politik die Unternehmen bei der Transformation der Gaspipelines stärker "begleiten", meint der DWV. Er schlägt etwa neue Finanzierungsmodelle vor, die eben nicht die "First Mover" belasten.

Als letzten Punkt seiner 45-seitigen Strategie thematisiert der DWV den Fachkräftemangel. Hier sieht der Verband Verbesserungspotenzial bei der Aus- und Weiterbildung von Wasserstoff-Fachpersonal und fordert mehr Austausch zwischen der Bundesregierung, den Ländern und Ausbildungsinstituten, insbesondere den Hochschulen. Auch sei es wichtig, global konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, denn Deutschland wird künftig noch stärker im internationalen Wettbewerb um die Fachkräfte stehen.

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