energate News: Entscheidung über staatliche Wasserstoffnetze vertagt

Berlin (energate) - Die Forderung nach dem Aufbau einer Wasserstoffnetzgesellschaft mit staatlicher Beteiligung ist nicht mehr Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie. Das geht aus einem aktualisierten Entwurf hervor, der energate vorliegt. Er trägt das Datum 24. Februar. Damit könnte auch die FDP dem Papier zustimmen. Die Debatte darüber, welche Rolle der Staat beim Aufbau der Wasserstoffnetze spielen soll, hatte dafür gesorgt, dass sich die Verabschiedung der neuen Nationalen Wasserstoffstrategie seit Monaten verzögert. Sie soll die noch von der großen Koalition 2020 verabschiedete Strategie ablösen.


Im ersten Entwurf von Ende 2022 war die Rede von einer Wasserstoffnetzgesellschaft mit staatlicher Beteiligung gewesen (energate berichtete). Diese befürwortet vor allem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Dafür nutzen ließe sich etwa der Fernleitungsnetzbetreiber Gascade, an dem die Bundesregierung über die verstaatlichte Sefe Anteile hält. Scharfe Kritik an Staatsnetzplänen hatte es nicht nur aus den Reihen der FDP, sondern auch vonseiten der Gasnetzbetreiber gegeben (energate berichtete).
 

Konzept für Wasserstoffnetzgesellschaft in Arbeit


Im aktualisierten Entwurf heißt es nun, um einen "koordinierten und systemdienlichen Aufbau eines Wasserstoffnetzes sowie dessen Finanzierbarkeit darzustellen", soll eine Wasserstoffnetzgesellschaft gegründet werden. "Ein Konzept hierfür wird aktuell entwickelt." Von staatlicher Beteiligung ist nicht mehr die Rede. Auch wenn die Frage, welche Rolle der Staat beim Wasserstoffnetz letztlich spielen soll, damit nicht entschieden ist, könnte auch die FDP der Wasserstoffstrategie so zustimmen.

Zuletzt hatte der Beauftragte der Bundesregierung für grünen Wasserstoff, Till Mansmann (FDP), seine Skepsis gegenüber einer staatlichen Wasserstoffgesellschaft zum Ausdruck gebracht und betont, er hoffe in der Strategie auf eine Formulierung, die er mittragen könne (energate berichtete). Der Entwurf betont weiterhin, dass für einen kosteneffizienten Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur bestehende Erdgasleitungen in "größtmöglichem Umfang" umzunutzen sind.
 

"Mindestens" 10.000 MW Elektrolyse


Die überarbeitete Wasserstoffstrategie soll den erwartet höheren Wasserstoffbedarf bis 2030 berücksichtigen. Bis 2030 rechnet die Bundesregierung demnach mit einer Nachfrage von 95 bis 130 TWh. Rund 70 Prozent davon soll aus Importen kommen, der Rest über den Aufbau von heimischen Elektrolysekapazitäten im Umfang von "mindestens" 10.000 MW.
 

Mehr Raum für türkisen und blauen Wasserstoff


Bei Importen will die Bundesregierung dabei nicht nur auf grünen Wasserstoff setzen. "Um einen schnellen Aufbau und Hochlauf des Wasserstoffmarktes sicherzustellen und eine mangelnde Bedarfsdeckung während der Transformationsphase zu verhindern, werden wir bei Importen auch auf kohlenstoffarm erzeugten Wasserstoff zurückgreifen", heißt es in dem Papier. Genannt wird neben blauem auch türkiser Wasserstoff - beide lassen sich aus Erdgas gewinnen. Diese müssen aber laut Strategie einen Grenzwert von 25 Gramm pro CO2-äq./MJ Wasserstoff einhalten. Die Bundesregierung orientiert sich hier an Vorgaben der EU-Taxonomieverordnung. Sie kündigt in dem Papier an, eine Importstrategie für Wasserstoff auf den Weg zu bringen.
 

Fokus auf Industrie


Keine Änderung zur vorherigen Version und auch zur geltenden Wasserstoffstrategie aus dem Jahr 2020 gibt es bei der Frage, in welchen Einsatzbereichen der Energieträger zum Einsatz kommen soll. Bis 2030 soll dies vor allem der Industriesektor, etwa die Chemie- und Stahlindustrie oder der Verkehr sein, "in der Brennstoffzelle oder als erneuerbarer Kraftstoff". Im Wärmebereich gebe es "nur sehr begrenzte Anwendung". Es sollen aber bis 2030 Entscheidungen über die perspektivische Nutzung vorbereitet werden, heißt es in dem Dokument weiter.

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