energate News: FNB Gas gibt Zwischenstand zur Netzplanung

Berlin (energate) - Die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) Gas hat einen ersten Zwischenstand zum Netzentwicklungsplan (NEP) Gas 2022-2032 veröffentlicht. Dieser soll erste Antworten auf die neuen gaswirtschaftlichen Rahmenbedingungen geben, teilte der FNB Gas mit. So haben die Gasnetzbetreiber zum einen verschiedene Versorgungssicherheitsvarianten für den Anschluss von LNG-Anlagen und zum anderen eine neue Wasserstoffvariante modelliert.


Ursprünglich sollten die FNBs schon im Mai ihren Konsultationsentwurf für den neuen NEP Gas veröffentlichen. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die Gasversorgung mit veränderten Lastflüssen sind die Netzbetreiber gezwungen, ihre Ausbauplanung anzupassen. "Nicht nur sicherheitspolitisch, auch energiepolitisch muss von einer Zeitenwende gesprochen werden", sagte der FNB-Gas-Vorstandsvorsitzende Thomas Gößmann. "Daher konnten die FNBs den aktuellen NEP in Form und Inhalt nicht wie gewohnt vorlegen."

Mit der Bundesnetzagentur wurde eine Veröffentlichung des NEPs in zwei Teilen vereinbart (energate berichtete). Der jetzt veröffentlichte Zwischenstand umfasst zunächst nur die Basisvariante des NEP, die auf dem Szenariorahmen basiert, den die Bundesnetzagentur im Januar 2022 bestätigt hat. Ergänzt wird sie um drei LNG-Versorgungssicherheitsvarianten und eine Wasserstoffvariante. Vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen wird die Bundesnetzagentur den Szenariorahmen 2022 neu bescheiden. Dieser soll dann Grundlage für die Berechnung weiterer Varianten und den finalen Konsultationsentwurf des NEPs werden. Parallel finden derzeit auch Modellierungen auf europäischer Ebene durch den europäischen Verband der Gasnetzbetreiber Entsog statt.

Anschluss von LNG-Anlagen beschleunigen


In den Versorgungssicherheitsvarianten LNG zeigen die FNBs auf, wie dem Anschluss von LNG-Anlagen netzseitig Rechnung getragen werden kann. Neben den Standorten Brunsbüttel und Stade, die in der Netzplanung schon berücksichtigt sind, wurden jetzt auch die Standorte Wilhelmshaven und Rostock aufgenommen. Damit ist zur Standortauswahl sowohl für die landgebundenen als auch für die schwimmenden Terminals (FSRU) wenig gesagt. Denn wie Inga Posch, Geschäftsführerin des FNB Gas, bei einem Pressegespräch deutlich machte, stammt die Vorgabe der Bundesnetzagentur für diese Varianten noch aus dem Februar 2022. In den kommenden Wochen wollen die FNBs noch weitere LNG-Varianten berechnen. Diese sollen auch einen vollständigen Ersatz russischer Gasmengen berücksichtigen.

Die Netzbetreiber seien bereit, LNG-Maßnahmen beschleunigt umzusetzen, bekräftigte Posch. Die ersten Anschlüsse seien zum Winter 2022/23 möglich. "Dazu müssen kurzfristig die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen und die Maßnahmen zeitnah bestätigt werden." Der Investitionsumfang der LNG-Versorgungssicherheitsvarianten liegt zwischen 4,4 und 4,6 Mrd. Euro. Darin enthalten sind rund 2 Mrd. Euro für Maßnahmen, die bereits im NEP Gas 2020-2030 bestätigt wurden. Zusätzlich fallen 0,3 bis 0,5 Mrd. Euro für die Anbindung der LNG-Anlagen an.

Große Nachfrage beim Wasserstoffnetz


Aus Sicht des FNB Gas machen die neuen gaswirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur dringender denn je. Bereits die Bedarfsmeldungen aus der Marktabfrage vom Frühjahr 2021 haben das deutschlandweite Wasserstoffnetz 2032 in der Wasserstoffvariante auf bis zu 8.500 km Leitungslänge anwachsen lassen. Mit mehr als 250 Projektträgern konnten die FNBs bereits Absichtserklärungen für einen Transportbedarf in Höhe von 165 TWh abschließen. Berücksichtigt wurden dabei Elektrolyseprojekte mit einer Leistung von rund 20,5 GW. Die netzseitigen Investitionskosten betragen, inklusive Verdichter- und Regelanlagen, zwischen 8 und 10 Mrd. Euro.

"Wir rechnen für die Zukunft mit weiter stark steigenden Transportbedarfen bei Wasserstoff, um die zum einen anspruchsvollen Klimaziele zu erreichen, aber auch um die Abhängigkeit von russischem Erdgas schnellstmöglich zu reduzieren", so Posch. Um die Entwicklung des Wasserstoffnetzes transparenter zu gestalten, wurde die Wasserstoffvariante für den neuen NEP erstmals gemeinsam mit 18 anderen potenziellen Wasserstoffnetzbetreibern modelliert. Mit diesen neuen Prozessen sei der Grundstein für die Planung des Wasserstoffnetzes gelegt, so Posch. "Nun ist es Aufgabe der Politik, für den nächsten NEP eine integrierte Gas- und Wasserstoffnetzplanung gesetzlich zu verankern."

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