energate News: "H2.Ruhr"- Eon will Verteilnetz für Wasserstoff im Ruhrgebiet aufbauen
Essen (energate) - Der Eon-Konzern plant den Aufbau eines Wasserstoffnetzes für das Ruhrgebiet. Im Rahmen des Projekts "H2.Ruhr" will das Unternehmen jährlich bis zu 80.000 Tonnen grünen Wasserstoff und Ammoniak zu kommunalen, mittelständischen und Industriekunden im Ruhrgebiet bringen, teilte Eon mit. Die Idee sei unter dem Dach der europäischen CEO Alliance gegen den Klimawandel entstanden, erläuterte Eon-CEO Leonhard Birnbaum auf einer Pressekonferenz in Essen. Mit Unterstützung des italienischen Energiekonzerns Enel und der spanischen Iberdrola will Eon eine europäische Wertschöpfungskette für Wasserstoff aufbauen. Die endgültige Investitionsentscheidung wird für 2023 angestrebt. "Ein ambitionierter Zeitplan", betonte Birnbaum.
Eon geht es bei dem Projekt darum, den nächsten Schritt von den zahlreichen Pilotprojekten hin zur großtechnischen Anwendung zu machen. Aus dem Thinktank in den "Actiontank" nannte Birnbaum das. Dabei interessiert das Unternehmen vor allem das Thema Prozesswärme für Unternehmen. "Wir müssen der Industrie ein wettbewerbsfähiges Angebot machen", mit dem sie Klimaneutralität erreichen kann. "Ohne Wasserstoff bekommen wir das nicht hin", so der Eon-Chef. Aber auch in der Wärmeversorgung im Gebäudesektor sei Wasserstoff für Eon eine wichtige Option."Wasserstoff ist ein Muss"
Beide Abnehmergruppen hängen an den Gasverteilnetzen der Eon-Gesellschaften. Das Gasnetz der Westnetz, die auch das Ruhrgebiet versorgt, verfüge über fast 440.000 Ausspeisepunkte, führte Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie, aus. Rund 3.900 Industriekunden sind an das Netz angeschlossen, auf diese entfallen etwa 40 Prozent der Entnahmemengen. Das verdeutliche im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 16 Prozent die hohe Industriedichte in der Region. Werden die entsprechenden Gasmengen durch Wasserstoff ersetzt, könnten im Jahr bis zu 2 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden, rechnete Reiche vor. Von daher sei der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität heute alternativlos: "Wasserstoff ist keine Option mehr, Wasserstoff ist ein Muss", so die Westenergie-Chefin.
Im Ruhrgebiet selbst will Eon im ersten Schritt mit dem Aufbau einer 20-MW-Elektrolyse bis zum Jahr 2025 starten. Grünen Strom aus Wind- und Solarenergie will Enel dafür aus Italien liefern. Parallel will Iberdrola in Spanien eine eigene Wasserstoffproduktion aufbauen und grünen Wasserstoff in Form von Ammoniak per Schiff nach Deutschland transportieren. Der Import soll voraussichtlich ab 2024 starten. Je nach Bedarf könne das Ammoniak direkt an Kunden geliefert oder später wieder in Wasserstoff umgewandelt werden. Um den Wasserstoff zu verteilen, will Eon zwischen Duisburg und Dortmund dann sukzessive bis 2032 ein regionales Pipeline-Netz aufbauen.Weitere Projektpartner gesucht
Auf Abnehmerseite sucht Eon für das Projekt noch weitere Partner. Bei einer ersten Marktabfrage hätten Unternehmen aus der Stahl- und Aluminiumproduktion, aber auch aus dem Mobilitätssektor bereits großes Interesse signalisiert. Über eine eigens eingerichtete Projektseite können Unternehmen Kontakt aufnehmen und sich beteiligen. Reiche zeigte sich überzeugt, dass das Projekt Wasserstoff zu einem breitflächigen Einsatz verhelfen kann. Vorbehalt der Investition ist, dass entsprechende Fördermittel für die hohen Anfangsinvestitionen zur Verfügung stehen. Dazu befinde sich Eon in Brüssel, Berlin und Düsseldorf derzeit in Gesprächen.