energate News: Hansewerk kündigt Milliardeninvestition an
Quickborn (energate) - Der Energiedienstleister Hansewerk mit Sitz in Quickborn will in den nächsten drei Jahren weit über eine Mrd. Euro in Versorgungssicherheit und Klimaschutz investieren. Hierzu will der Energiedienstleister unter anderem das Netz weiter ausbauen - um dem absehbareren Boom bei der Photovoltaik den Weg zu ebnen, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Boxberger in einem Pressegespräch. Außerdem werde sich Hansewerk "massiv" am Ausbau der Wasserstoffwirtschaft beteiligen und den eigenen CO2-Ausstoß reduzieren. Die Hansewerk AG will zusammen mit ihren Tochtergesellschaften SH Netz, Hanse Gas, Hansewerk Natur und Elbenergie in den nächsten drei Jahren zwischen 380 und 400 Mio. Euro pro Jahr in die Energienetze und deren Digitalisierung investieren.
Steigender Strombedarf
Hintergrund dieser Ankündigung ist einerseits, dass Hansewerk künftig mit 280.000 Elektroautos und 100.000 zusätzlichen Wärmepumpen in Schleswig-Holstein rechnet. Außerdem habe sich die Zahl der Anträge auf Einspeisung mit Photovoltaikanlagen in den ersten vier Monaten dieses Jahres gegenüber 2021 mehr als verdoppelt. "Die uns jetzt vorliegenden Dimensionen werden raumbedeutsamen Netzausbau mit großen Leistungen und Umspannwerken erfordern", so Boxberger. Er fordert, dass die Politik ab sofort den Ausbau der erneuerbaren Energien zusammen mit dem Netzausbau planen und verzahnt genehmigen solle.
Neue Wasserstoffgesellschaft
Hansewerk setzt auch auf das Megathema Wasserstoff und gründet derzeit zusammen mit der Avacon AG ein Joint Venture, dessen Ziel es ist, bis 2030 mehrere hundert MW Elektrolyseurkapazität und die dafür nötigen Erneuerbarenkapazitäten zu entwickeln (energate berichtete). "Wir sehen ein enormes Wachstumspotenzial und wollen als Teil der Initiative zu Wasserstoff und grünen Gasen die Dekarbonisierung in Norddeutschland vorantreiben", sagte Jan Gratenau, Bereichsleiter Wasserstoff und Erneuerbare Energien bei Hansewerk. Bedarf an erneuerbaren Energien und Wasserstoff bestehe etwa in der Industrie und im Schwerlastverkehr.
Im Rahmen des Energiewendeprojektes "Norddeutsches Reallabor" plant Hansewerk den Bau einer 25-MW-Elektrolyseanlage im Hamburger Hafen, um grünen Wasserstoff für Anwendungen aus Industrie und Mobilität zu produzieren. Außerdem hat Hansewerk zusammen mit dem Wasserstoff-Spezialisten Hypion den Aufbau von fünf Mobilitätszentren mit Wasserstofftankstellen für den Schwerlastverkehr gestartet. "Obwohl wir beim Thema grüner Wasserstoff hier im Norden beste Voraussetzungen haben, werden wir hier bereits seit längerem ausgebremst", beklagte Gratenau. Schuld seien sehr hohe Anforderungen der EU für den verwendeten Grünstrom. Hier müsse die Politik handeln, um die jetzt entstehende Wasserstoffindustrie nicht abzuwürgen.