energate News: Norden will Wasserstoffwirtschaftsregion werden

Berlin (energate) - Die norddeutschen Bundesländer betrachten Wasserstoff aus dem Norden als Pfeiler und Chance für den gesamten Industriestandort Deutschland. Der Norden will dabei nicht nur als Durchläufer für Wasserstoff in den Süden wahrgenommen werden. Auf einer Veranstaltung in Berlin wurde die Rolle als Produzent und Abnehmer des Wasserstoffes betont.


Maike Frese, Bremens Staatsrätin für Wirtschaft, bezeichnete das Vorhandensein von großen Abnahmevolumen als "Vorteil für die Wasserstoffwirtschaft beim Hochlauf". Hamburgs Wirtschaftsstaatsrat Andreas Rieckhof betonte während der Diskussion die Rolle der Häfen: Die seien für den Import und die Verteilung von Wasserstoffderivaten unerlässlich, würden aber auch Wertschöpfungspotenziale für die gesamte Volkswirtschaft schaffen. "Norddeutschland hat schon heute beste Voraussetzungen für eine klimaneutrale Wasserstoffwirtschaftsregion", resümierte Tobias Goldschmidt, Schleswig-Holsteins Energieminister.

Norden hinkt bei H2-Speichern hinterher

Einigkeit herrschte auch bei der Bedeutung Norddeutschlands für die Speicherung von Wasserstoff. Niedersachsens Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Frank Doods, hob hervor, dass sich bereits heute ein Großteil der Kavernen in Norddeutschland befänden. Er gehe jedoch davon aus, dass in den kommenden Jahrzehnten der Speicherbedarf auf das Doppelte der Gegenwart ansteigen werde. Er forderte daher den Bund auf, schnellstmöglich eine Speicherstrategie vorzulegen. Diese war ursprünglich für den Sommer 2024 angekündigt, verzögert sich jedoch offenbar bis Ende 2024.

Eine Einschätzung, die Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann in einem Impulsvortrag unterstützte. Er machte darauf aufmerksam, dass die Entwicklung von Wasserstoffspeichern zeitlich langwierig sei und keine "Wunder zu erwarten" seien. Sein Fazit: "Bei der Entwicklung von Speichern sind wir nicht auf Kurs." Heinermann erneuerte daher seinen Vorschlag, Differenzverträge auf Speicher zu übertragen. In einem unentwickelten und zukunftsoffenen Rechtsrahmen seien von den Speicherbetreibern sonst keine festen Zusagen zu erwarten.

IPCEI-Projekte und Kernnetzausbau nicht im Einklang

Auch das Wasserstoffkernnetz kam in der Diskussion zur Sprache. Dieses droht sich weiter zu verzögern, warnen die Fernleitungsnetzbetreiber. Ines Jesse, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns, forderte in ihrem Statement daher eine bessere Synchronisierung zwischen dem Ausbau des Wasserstoffkernnetzes und den IPCEI-Projekten. Sonst könne es geschehen, dass etwa Großelektrolyseure bereitständen, die dafür notwendigen Leitungen aber noch fehlten. "Da gibt es zeitliche Differenzen, die wir aussteuern müssen, sonst funktioniert das ganze System nicht", so die Staatssekretärin.

Jesse betonte auch die Notwendigkeit einer besseren Ost-West-Verknüpfung im Wasserstoffkernnetz. "Wir brauchen mehr Resilienz sowohl vom Osten als auch vom Westen her gedacht", sagte Jesse. Konkret müsse die Verbindung von Hamburg nach Schwerin bis nach Prag und dann zurück nach Lübz und Rostock gedacht werden, erklärte Jesse. Dann sei eine sichere und resiliente Versorgung für ganz Deutschland möglich.

Stahlbranche in Sorge

Weniger optimistisch zeigte sich Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Sie äußerte die Sorge, dass der Wasserstoffhochlauf scheitert. "Der Industriestandort Deutschland steht am Scheideweg", so Rippel. Für eine grüne Stahlproduktion sei der Wasserstoffhochlauf jedoch unabdingbar. Größtes Hindernis seien noch immer wettbewerbsfähige Strompreise sowie die Verfügbarkeit von grünem Strom und Wasserstoff.

Rippel forderte die Politik auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und für niedrigere Strompreise zu sorgen. Außerdem bräuchte es mehr Flexibilität bei der Wasserstofffarbe - die Versteifung auf grünen Wasserstoff führe zu einem Investitionsstau und verhindere den Hochlauf, sagte sie. Rippel erinnerte außerdem daran, dass die Stahlbranche über ein besonders hohes CO2-Einsparpotenzial verfüge, weshalb sich politische Überlegungen zur Dekarbonisierung auf den Stahl konzentrieren müssten.

Zurück
Zurück

energate News: Zusagen für das Kernnetz sparen Kosten

Weiter
Weiter

energate News: Erste Tests am Wasserstoffspeicher Rüdersdorf erfolgreich