energate news: Schnelle Harmonisierung von Wasserstoffstandards nicht realistisch

Berlin (energate) - Ein einheitliches Zertifikatesystem für den globalen Wasserstoffhandel ist aktuell nur schwer umsetzbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Deutschen Energieagentur (Dena) und des Weltenergierats Deutschland. Das liege vor allem daran, dass Länder oder Märkte mit besonders ehrgeizigen Kriterien für die Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, wie etwa die Europäische Union, diese voraussichtlich nicht zugunsten eines global harmonisierten Systems aufgeben werden, teilten die beiden Organisationen mit.

Bandbreite an regionalen Initiativen


"Weltweit beobachten wir eine Bandbreite an regionalen Initiativen zur Zertifizierung von erneuerbarem Wasserstoff und seinen Derivaten", sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung. Diese variieren hinsichtlich ihrer Anforderungen an den Energieträger und seine Produktion. Im Rahmen ihrer Untersuchung "Global Harmonisation of Hydrogen Certification" haben sich Dena und Weltenergierat elf Standards und Regulierungsregimes für Wasserstoff weltweit angesehen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Darunter finden sich etwa der Standard der CertifHy-Initiative, das Dena-Biogasregister und der CMS-70-Standard des Tüvs Süd.

Eine Harmonisierung der unterschiedlichen Zertifizierungssysteme halten die Studienautorinnen für eher unwahrscheinlich. "Unser Papier präsentiert stattdessen die Idee eines Anlagenkonzepts, das auf folgenden Elementen basiert: einer Direktverbindung zwischen Elektrolyseur und regenerativem Kraftwerk, einer 70-prozentigen Treibhausgasreduktion des produzierten Wasserstoffs gegenüber einem Referenzwert von 94 Gramm CO2-Äquivalenten je Megajoule sowie der Nutzung von atmosphärischem Kohlenstoff", so Weltenergierat-Geschäftsführer Carsten Rolle. Damit ließe sich der Wasserstoff grundsätzlich auf allen analysierten Märkten absetzen.

Kriterien dürfen den Handel nicht behindern


An die politischen Entscheidungsträger in der EU richten Dena und Weltenergierat den Appell, die regulatorischen Anforderungen nicht zu streng zu fassen. Die EU habe wichtige Anreize für die Markteinführung von erneuerbarem Wasserstoff geschaffen, die für Marktteilnehmer in aller Welt attraktiv seien. Sollten sich die Anforderungen aber als nicht praktikabel erweisen, bestehe die Gefahr, dass große Produzenten auf andere Zertifizierungs- oder Absatzmärkte ausweichen und der EU-Markt an Attraktivität einbüßt. Ein EU-weiter Rechtsrahmen dürfe den Handel und die Entwicklung des Marktes nicht behindern, so die beiden Organisationen. Die EU will die Definition von grünem Wasserstoff in einem delegierten Rechtsakt zur Erneuerbaren-Richtlinie klären. Ein Entwurf der EU-Kommission aus dem vergangenen Jahr befindet sich noch im Verfahren und hat in der Branche für Kritik an allzu strengen Kriterien gesorgt (energate berichtete).

Zurück
Zurück

energate news: Enervie stellt Antrag auf Wasserstoffregulierung

Weiter
Weiter

energate News: Konventioneller Wasserstoff wird günstiger