energate News: Wasserstoffrat - Auch blauer Wasserstoff als Option

Der nationale Wasserstoffrat hält für den Markthochlauf auch den Einsatz von blauem Wasserstoff für notwendig. Das geht aus einem Aktionsplan für die Zeit bis 2025 hervor, den das Gremium der Bundesregierung übergeben hat.  Der Aktionsplan blickt auf den potenziellen Wasserstoffbedarf in den verschiedenen Sektoren und leitet daraus Vorschläge für Maßnahmen ab, um den Markthochlauf abzusichern. Der von der Bundesregierung eingesetzte Wasserstoffrat besteht aus Vertretern aus Energiewirtschaft, Industrie, Umweltverbänden und der Wissenschaft. "Der Zeitraum bis 2030 beziehungsweise 2035 ist die entscheidende Etappe für die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft in Europa und Deutschland", heißt es in dem Bericht. In diesem Zeitraum werde sich entscheiden, ob Deutschland in der Wasserstoffwirtschaft die anvisierte Rolle als Leitmarkt und Technologieexporteur übernehmen wird. "Es geht darum, den Wasserstoff-Markthochlauf entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu realisieren - also von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport bis hin zu den Anwendungen sowie einer qualifizierten Zulieferindustrie", erklärte Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie und Vorsitzende des Wasserstoffrates. 


Der Wasserstoffrat hält dabei einen deutlich höheres Elektrolyseziel als die bisher in der Nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehenen 5.000 MW Produktionsleistung für 2030 für notwendig. Zusätzlich sollen Importe aus dem europäischen Raum, also über Pipelines, genutzt werden. "Die Versorgung mit ausreichenden Mengen an grünem Wasserstoff muss bis 2040 gewährleistet sein", heißt es im Bericht. Nötig sei vorher auch die Erzeugung und der Import von blauem Wasserstoff als "Brückenoption". Auch den Import von türkisem Wasserstoff nennt das Gremium für die Zeit nach 2030 als Option. Dieser Meinung schlossen sich aber nicht alle Mitglieder des Wasserstoffrates an. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Klima-Allianz Deutschland lehnen den Einsatz von nicht erneuerbarem Wasserstoff in einem Sondervotum ab.
  

Frühe Nachfrage in der Stahlbranche


Nach Meinung des Gremiums wird zunächst vor allem die Stahlbranche über die Direktreduktion von Wasserstoff zu einem Nachfrager werden. Der Wasserstoffrat sieht hier bereits vor 2030 einen großen Bedarf. In der Chemiebranche werde die Substitution von grauem Wasserstoff erst nach 2030 erfolgen. Insgesamt geht das Gremium im Industriesektor für 2030 von einem Wasserstoffbedarf von 57 TWh aus, 35 Prozent sollen dann grün sein. 2035 könnte der Bedarf in der Branche bei 77 TWh liegen, davon die Hälfte grüner Wasserstoff. Für den Verkehr rechnet der Wasserstoffrat im Jahr 2030 mit einer Nachfrage von 25 TWh. Die Nachfrage in diesem Sektor wird laut Wasserstoffrat nach 2035 durch strenge CO2-Regulierungen "drastisch" zunehmen - vor allem im Nutzfahrzeugbereich werde sie um das Drei- bis Vierfache steigen.

Große Bandbreiten gibt der Wasserstoffrat für den Wärmesektor mit einem Absatz von 10 bis 100 TWh für 2030 an. Für belastbare Absatzprognosen fehle eine detaillierte Analyse unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten, heißt es im Aktionsplan. DVGW-Präsident und Thüga-Vorstandschef Michael Riechel hatte im Interview mit energate darauf hingewiesen, dass der Wasserstoffrat eine Studie beauftragen wird, um diese Lücke zu schließen (energate berichtete).
  

Flexible Strombezugskriterien


Der Bericht enthält Empfehlungen an die künftige Bundesregierung: Die muss demnach schnell eine politische Richtungsentscheidung zur Rolle von blauem und türkisem Wasserstoff treffen. Zudem müsse eine neue Regierung "alles dafür tun", die Kosten beim Wasserstoff weiter zu senken. Ebenso fordert das Gremium möglichst flexible EU-Kriterien für den Strombezug und die Fahrweise von Elektrolyseuren. Für Deutschland gilt im Moment eine Begrenzung von 5.000 Vollbetriebsstunden bei der EEG-Umlagebefreiung. Eine weitere Forderung: Schnell Klarheit über einen beihilferechtlichen Rahmen für eine Förderung von Betriebskosten schaffen, etwa über Carbon Contracts for Difference. 

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