energate News: Wasserstoffrat sieht Markthochlauf in Gefahr

Berlin (energate) - Angesichts der schleppenden Entwicklung im Wasserstoffsektor schlägt nun auch der Nationale Wasserstoffrat Alarm. Deutschland drohe die in der Nationalen Wasserstoffstrategie formulierten Ziele zu verfehlen,warnt das Gremium in einer Stellungnahme. Zudem laufe der Standort Gefahr, "im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren". Ganze Wertschöpfungsketten könnten sich ins Ausland verlagern - "mit entsprechenden Verlusten von Arbeitsplätzen und Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit", heißt es weiter. Auch die Klimaschutzziele seien somit in Gefahr.

Investoren zögern Projekte hinaus

Der Wasserstoffrat verweist in seinem Statement auf eine wachsende Differenz zwischen geplanten Wasserstoffprojekten und finalen Investitionsentscheidungen. Derzeit liege die geplante Wasserstofferzeugungsleistung im Jahr 2030 bei mehr als 10 GW, was sich mit den Ambitionen deckt, die die Nationale Wasserstoffstrategie formuliert. Doch bislang liege nur für Projekte mit einem Umfang von 300 MW eine Investitionsentscheidung vor, so der Wasserstoffrat. "Weitere Verzögerungen beim Wasserstoffhochlauf können wir uns nicht mehr leisten", warnte angesichts dessen Katherina Reiche, Vorsitzende des Wasserstoffrates.

Hürden für die Marktentwicklung sieht das 26-köpfige Gremium zur Genüge, etwa zu gering angesetzte Fördermittel. Zwar existierten Instrumente, die den Kostennachteil von Wasserstoff ausgleichen sollen, wie beispielsweise Klimaschutzverträge oder die Auktionen von H2 Global oder der Wasserstoffbank. Die Ausstattung dieser Mechanismen sei jedoch "weit davon entfernt, die notwendigen Mengeneffekte zu erzielen". Ein weiteres zentrales Hemmnis sieht der Wasserstoffrat in dem komplexen und zu restriktiven Regulierungsrahmen, der für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette "nicht einfach zu durchdringen" sei.

Mehr Risiko = mehr Rendite?

Der Wasserstoffrat schlägt nun ein Bündel an "Sofortmaßnahmen" vor, die die Marktentwicklung beschleunigen sollen. Dazu zählt etwa, systemdienliche Elektrolyseure über 2029 hinaus von den Netzentgelten zu befreien. Auch ein beschleunigter Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur hält das Beratungsgremium für geboten. Hierzu zählen die Experten neben dem Wasserstoff-Kernnetz auch Importhäfen und Speicher sowie "weitere Verteiloptionen über Schienen, Flüsse und Straßen".

Eine weitere zentrale Forderung: die Erhöhung der zulässigen Eigenkapitalrendite für das Wasserstoffnetz. Diese hatte die Bundesnetzagentur auf einer Höhe von 6,69 Prozent bis 2027 festgelegt, was in etwa auf dem Renditeniveau von Strom- und Gasnetzen liegt. Der Wasserstoffrat betont nun, dass Investitionen in das Wasserstoff-Kernnetz ein "deutlich höheres Risikoprofil" aufwiesen, und zieht als Vergleich die USA heran. Dort seien bei Infrastrukturprojekten Eigenkapitalrenditen von "teilweise über 10 Prozent" üblich.

Beihilfen für Wasserstoffnetz genehmigt

Die Generalkritik des Wasserstoffrates fällt in eine Zeit, in der sich zuletzt Verbesserungen im Wasserstoff-Marktumfeld ankündigten. So hatte etwa die EU-Kommission die Beihilfen der Bundesregierung für den Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes mit einem Gesamtvolumen von 3 Mrd. Euro genehmigt. Weitere Impulse soll das Beschleunigungsgesetz für den Wasserstoffhochlauf bringen, das derzeit im Bundestag diskutiert wird. Damit werden unter anderem die Genehmigungsverfahren für Elektrolyseure erleichtert.

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