energate News: Weichenstellungen für Wärmemarkt stehen an

Berlin (energate) - In der Mitte der nächsten Legislaturperiode müssen die zentralen Entscheidungen für die Weiterentwicklung der Infrastrukturen für den Wärmemarkt getroffen werden. Dies sei eine zentrale Erkenntnis aus der "Bottom-Up"- Studie für den Nationalen Wasserstoffrat, sagte der Forschungskoordinator des Öko-Institutes und Mitglied des Wasserstoffrates Felix Matthes bei der Präsentation vor Journalisten. Vor rund einem Jahr hatte der Wasserstoffrat die Fraunhofer Institute für Solare Energiewirtschaft (ISE) sowie für Energiewirtschaft und Energietechnik (IEE) mit einer Studie zur möglichen Rolle von Wasserstoff im Wärmemarkt beauftragt.


Das besondere an der Studie: "Bottom Up" wurde anhand von vier Verteilnetzen mit unterschiedlichen Charakteristiken die Rolle der verschiedenen Energieträger in einem dekarbonisierten Wärmemarkt unter unterschiedlichen Annahmen für die Jahre 2030 und 2045 analysiert. Dabei stand für den Wasserstoffrat die potenzielle Rolle von Wasserstoff im Vordergrund. In den Netzen von Burg, Fellbach, Mainz und Westerstede spielt Wasserstoff in den meisten Szenarien spätestens nach 2035 eine Rolle. Die Entwicklung hängt sehr stark von den Rahmenbedingungen in den Kommunen ab. "Eine One-Size-Fits-All-Lösung existiert für den Wärmemarkt nicht", heißt es in der jetzt veröffentlichten Kurzfassung der Studie. Wie groß die Bedeutung von Wasserstoff ist, hänge zum einen von dem Bedarf an Prozesswärme und zum anderen vom Preis für Wasserstoff ab, erläuterte Jessica Thomsen von Fraunhofer-ISE während der Pressekonferenz. Dies lässt sich gut in Burg erkennen, wo die Industrie für 80 Prozent des Wärmebedarfs verantwortlich ist. Wenn die Industrie eine Entscheidung gegen den Einsatz von Wasserstoff trifft, dann erfolgt auch keine Nutzung in der Raumwärme: "Die verbindliche Abstimmung zwischen Versorgern, Netzbetreibern und Industrie ist in solchen Fällen notwendig", betonte Thomsen.
 

Der Preis macht den Unterschied

 
In der dezentralen Raumwärmeerzeugung werde Wasserstoff aber nur eine Rolle spielen, wenn die Wasserstoffpreise niedrig sind. Bei Endkundenpreisen von 7 Cent/kWh für die Industrie und 9 Cent/kWh für Haushalte liegt nach 2035 der Anteil an der dezentralen Raumwärmeversorgung, je nach betrachtetem Netz, zwischen 5 und 39 Prozent. Ob dies ein realistisches Preisszenario ist, wollte Thomsen nicht kommentieren. Katherina Reiche, Vorsitzende des Wasserstoffrates und Vorstandsvorsitzende von Westenergie, konnte die Frage auch nicht direkt beantworten, prophezeite aber: "Der Inflation-Reduction-Act in den USA wird zu einem so starken Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft führen, dass global mehr als genug Wasserstoff verfügbar sein wird. Mehr Sorge bereitet mir die Produktion hier bei uns“.
 

Enge Verzahnung zur Kommunalen Wärmeplanung


Bis 2030 sind die Transformationspfade in allen Szenarien ähnlich. Deshalb sollte diese Zeit genutzt werden, um Entscheidungen über die notwendigen Verteilnetzstrukturen zur Wärmeversorgung zu treffen: "Wir können nur jedem Stadtwerk und Netzbetreiber zu einer multimodalen Netzplanung mit einer engen Verzahnung zur kommunalen Wärmeplanung raten", unterstrich Matthias Lenz von Fraunhofer IEE. Häufig fehlen für die Entscheidungen zum Netzausbau oder der Stilllegung die notwendigen Daten über die Netze. Auch daran wird man arbeiten müssen. Eine "No-regret"- Maßnahme unterstrich Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung des Fernleitungsnetzbetreibers OGE, sei der schnelle Aufbau eines Wasserstoff-Backbones auf der Hochdruckebene.
 
Die komplette Studie wird am 14. Dezember veröffentlicht. Der Wasserstoffrat wird die Studie der Bundesregierung übergeben. Für Reiche stellt sie eine sehr gute Grundlage für die kommunale Wärmeplanung dar, die gesetzlich verpflichtend werden soll. Noch lässt aber der schon angekündigte Gesetzesentwurf auf sich warten.

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