energate News: Gaswirtschaft wird zur Wasserstoffwirtschaft

'Weiter so' gibt", betonte Gerald Linke, der DVGW-Vorstandsvorsitzende. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, ergänzte, es sei eine gewaltige Leistung, dass sich alle Mitgliedsunternehmen der drei Verbände hinter das Thema stellen. "Die Energietransformation benötigt für ein robustes und widerstandsfähiges Energiesystem Elektronen und Moleküle", nannte Kirsten Westphal, Mitglied der DVGW-Hauptgeschäftsführung, eine der zentralen Botschaften der Studie.

Unterscheidung zwischen no regret und resilient

Für die Studie wurden unter anderen durch die Unternehmensberatung Team Consult in einer Metastudie verschiedene Studien ausgewertet zur möglichen Entwicklung der Nachfrage, des Angebots und der Kosten. Dabei wird zwischen einem "no regret" und einem "resilienten" Bedarf unterschieden. In den No-Regret-Bereichen einer stofflichen Nutzung in verschiedenen Industriesektoren, Teilen des Verkehrssektors und der Absicherung von Strom- und Wärmeerzeugung wird auf Basis der Studien 2030 eine Nachfrage von 49 bis 133 TWh erwartet. Ohne Wasserstoff kann in den Sektoren keine Dekarbonisierung erfolgen.

Resilienz-Sektoren sind Teile der Industrie und des Gewerbes, des Verkehrs und der Wärmemarkt. Da in vielen Sektoren noch unklar ist, wie die konkreten Transformationspfade aussehen und welche Ressourcen zur Verfügung stehen, sollten Moleküle und Elektronen komplementär eingesetzt werden, argumentieren die Autoren der Studie. Zwischen 20 und 60 TWh ist die erwartete Wasserstoffnachfrage in den Resilienz-Sektoren 2030. Deshalb sollten die Gasverteilnetze nicht zurückgebaut, sondern für die Nutzung von Wasserstoff umgerüstet werden: "Der Rückbau von Verteilnetzen führt zu einer Deindustrialisierung", unterstrich Linke und bezifferte die Umrüstung aller Verteilnetze auf lediglich 7 Mrd. Euro.

Vorfahrt für die Wärmeplanung

Westphal empfahl, um Wasserstoff im Wärmesektor nicht auszuschließen, dringend die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eng mit der kommunalen Wärmeplanung zu verzahnen: "Im GEG sollten Übergangsfristen so gesetzt werden, dass erst die kommunale Wärmeplanung erfolgen kann", betonte sie. Kehler und Linke stimmten zu. Linke ergänzte, auch die Fristen für die Transformation von Erdgas- zu Wasserstoffnetzen in der GEG-Novelle müssten angepasst werden.

Alle drei Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer waren zuversichtlich, dass in Zukunft ausreichend Wasserstoff zu akzeptablen Preisen zur Verfügung steht. Auf Nachfrage verschiedener Journalisten, welche Preise und Mengen denn genau zu erwarten sind, taten sie sich mit konkreten Antworten schwer. Dies sei von den politischen Rahmenbedingungen, dem Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland und Europa sowie den technologischen Entwicklungen abhängig. In der Studie werden mit Bezug auf die Metastudie von Team Consult für 2030 Gestehungskosten von 75 Euro/MWh für Biomethan, 53 bis 134 Euro/MWh für grünen Wasserstoff, 37 bis 91 Euro/MWh für blauen (CO2 wird abgeschieden) und 49 bis 80 Euro/MWh für türkisen (Nebenprodukt: fester Kohlenstoff) Wasserstoff genannt. Und dies bei einem Angebotspotenzial von 207 bis 599 TWh. Biomethan, so Linke, sei unter anderem eine gute Möglichkeit, die geplante GEG-Vorgabe von 65 Prozent für den Anteil erneuerbarer Energien in Heizungssystemen zu erfüllen.

"Wir wollen, wir können, die Frage ist, ob man uns lässt", fasste Kehler die Position der Verbände zusammen. Das "lassen" hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab. Neben den notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen für den Umbau der Netze fordern die Verbände unter anderem eine schnelle und breite Einführung von Carbon Contracts for Differences und ein Zertifizierungsverfahren, das zentral auf die CO2-Reduktion der verschiedenen Technologien abstellt

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