energate News: Wasserstoffbeauftragter fordert Geduld

Berlin (energate) - Von Pilotprojekten abgesehen kommt der Wasserstoffhochlauf in Deutschland nicht recht in Fahrt. Aus Sicht von Till Mansmann (FDP), Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung, läuft aber alles nach Plan, wie er gegenüber energate betonte. 2025 könnte aus seiner Sicht ein wichtiges Jahr werden. "Ich gehe davon aus, dass wir hier in rund zwei Jahren eine ganz andere Situation haben", sagte Mansmann. Erste Elektrolyseurhersteller könnten dann auf Serienproduktion umstellen und erste Wasserstoffhubs die Infrastruktur zur Verfügung stellen, die Nutzer bräuchten. Auf der anderen Seite würden erste Industrieregionen entstehen, die mit nationaler oder europäischer Förderung die notwendige Wasserstoffinfrastruktur bereitstellen, die eine industrielle Nutzung attraktiv macht, sagte er zu energate. Das Henne-Ei-Problem zwischen Erzeugung und Abnahme wäre damit von Tisch.


Mansmann hat das Amt des Innovationsbeauftragten für grünen Wasserstoff, so der offizielle Titel, im August 2022 vom CDU-Politiker Stefan Kaufmann übernommen. Der Diplom-Physiker sitzt seit 2017 im Bundestag. Das Amt ist im Bundesforschungsministerium angesiedelt.

Ganz so entspannt wie Mansmann blicken die Unternehmen nicht auf den Hochlauf. Es wächst die Ungeduld. Ein Problem: Bei den Großförderprojekten der EU, den IPCEI, die oft ausschlaggebend sind für die Investitionsentscheidung, vergehen zwischen Antrag und Zuschlag Jahre. Neidisch blicken viele auf den Inflation Reduction Act in den USA. Dieser ermöglicht es Unternehmen, Anlagen zu bauen und die Förderung über Steuergutschriften einzuholen. Aus der Energiebranche kommen daher Forderungen nach einem Sofort-Programm für den Aufbau von 1.000 MW Wasserstoffproduktionsleistung in Deutschland.

Hängepartie Wasserstoffstrategie

Für zusätzliche Unsicherheit sorgt auch, dass sich die Verabschiedung der überarbeiteten Nationalen Wasserstoffstrategie seit Monaten verzögert. Aktuell steht sie für Juni auf dem Kabinettsplan. Mansmann betonte, das Papier befinde sich weiter in der Abstimmung zwischen den Ressorts. "Allerdings steht bereits fest, dass Planungs- wie Genehmigungsverfahren beschleunigt und Infrastrukturpläne sowie Transportmethoden europaweit harmonisiert werden sollen", so der FDP-Politiker. Kritik an der Hängepartie um die Überarbeitung kommt von der Opposition. "So verspielt Deutschland Investitionen, Wettbewerbsfähigkeit, Energiesicherheit und den Klimaschutz gleichermaßen", heißt es in einem aktuellen Antrag zum Wasserstoffhochlauf der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Nur mit deutlich verstärkten Anstrengungen könnte Deutschland die verlorene Zeit wieder aufholen.

Kritik an Ausbauzielen

Mit dem Update will die Bundesregierung die höheren Ziele bei den Wasserstoffproduktionskapazitäten umsetzen. Die geplante Verdoppelung von 5.000 auf 10.000 MW ist nach Meinung von Experten auch der Ampel-Koalition, wie dem Wasserstoffbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion, Andreas Rimkus, noch zu wenig ambitioniert. "Bei den absehbar benötigten Mengen müssten wir die Ziele für unsere heimischen Wasserstofferzeugungskapazitäten eher vervierfachen", sagte Rimkus im Interview mit energate.

Selbst wenn höhere Produktionskapazitäten entstehen als von der Bundesregierung geplant: Beim Wasserstoff wird Deutschland von Lieferungen aus dem Ausland abhängig bleiben. Mansmann rechnet mit einem Importanteil von 50 bis 70 Prozent bis 2030. Im laufenden Jahr wird es daher eine eigene Importstrategie geben. Diese soll den Weg ebnen für Pipelinelieferung aus dem europäischen Ausland. Daran anschließen soll ein "möglichst diverser Import aus strategischen Partnerregionen wie Afrika und Australien". Nötig sei dafür der Aufbau von einheitlichen Nachhaltigkeitsstandards und Zertifizierungssystemen für Wasserstoff und seine Derivate, so der FDP-Politiker.

Mansmann begrüßt Wasserstoffeinsatz im Wärmemarkt

Lange lag für die Bundesregierung bei der Nutzung von Wasserstoff der Fokus ausschließlich auf den Sektoren Industrie und Verkehr. Mittlerweile wird der Einsatz im Wärmemarkt nicht mehr komplett ausgeschlossen, auch wenn die Auflagen dazu im aktuell diskutierten Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes hoch sind. Die FDP will diese im parlamentarischen Verfahren weiter senken. Mansmann befürwortet das. "Wir wollen auch im Wärmebereich eine Technologieoffenheit beibehalten." Er sei sich sicher, dass Wasserstoff auch bei der Dekarbonisierung des Wärmesektors eine Rolle spielen wird.

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