energate News: Erster Gasnetzgebietstransformationsplan steht

Berlin (energate) - Insgesamt 180 Gasverteilungsnetzbetreiber haben Daten für den ersten freiwilligen Gasnetzgebietstransformationsplan - kurz GTP -  geliefert. Damit deckt der erste Bericht nur gut die Hälfte der Netzanschlüsse und Verteilnetzkilometer ab. "Ich schätze, dass wir nächstes Jahr schon die doppelte Teilnehmerzahl sehen werden", sagte Florian Fenner, Vorsitzender der Initiative "H2 vor Ort" bei einem Pressegespräch. Die meisten größeren Verteilnetzbetreiber (VNB) seien mit von der Partie. "Wir haben aktuell ein schwieriges Jahr, da müssen wir die kleinen Unternehmen auch ein Stück weit in Schutz nehmen", ergänzte Jürgen Grönner vom größten deutschen Verteilnetzbetreiber Westnetz.

 
Der Gasnetzgebietstransformationsplan - kurz GTP - ist anders als der Netzentwicklungsplan (NEP) ein freiwilliges Instrument. Ziel von "H2 vor Ort" ist es, bis spätestens 2025 eine investitionsfähige Planung zur Umstellung auf Klimaneutralität zu haben - hauptsächlich über den Hebel Wasserstoff.  "Wir hätten die Option zu warten, bis uns die Politik Vorschriften macht oder wir sagen der Politik, der Zug verlässt jetzt den Bahnhof und wie die Weichen am Schluss gestellt sind, darum muss sie sich kümmern", sagte Fenner, der hauptberuflich bei Erdgas Schwaben arbeitet.
 

Wasserstoffplanungen bundesweit verbreitet


Im März startete die ehrenamtlich organisierte Initiative ihre Datenabfrage (energate berichtete), gut drei Monate hatten die Unternehmen Zeit für ihre Antwort. Für den ersten GTP waren konkrete Gespräche mit den potenziellen Kunden noch keine Pflicht, dies greift erst 2023. Trotzdem hätten viele Unternehmen die wegen der drohenden Gasmangellage ohnehin laufenden Gespräche mit ihren Industriekunden genutzt, um das Wasserstoffthema gleich mit zu adressieren, erläuterte Fenner auf energate-Nachfrage. Aus den Rückmeldungen ist zu erkennen, dass die Mehrheit - 126 VNB - über eine H2-Planung verfügt. Über die Hälfte davon erwartet den ersten regulären Einsatz von Wasserstoff innerhalb der nächsten acht Jahre. Großflächige Umstellungen auf 100 Prozent Wasserstoff werden dann vielfach in den 2030er Jahren antizipiert. Auf der anderen Seite gibt es auch 18 Unternehmen, die noch nicht für eine Wasserstoff-Zukunft planen. Als Gründe führten sie Unsicherheit oder fehlende Aussagen des vorgelagerten Netzbetreibers an.  
 
Auch zum voraussichtlichen Ende der Methanversorgung gab es eine Abfrage. 104 Netzbetreiber, die bereits bis zum Jahr 2045 planen, rechnen tatsächlich mit dem Ende bis zum Zieljahr 2045. Bis dahin will Deutschland klimaneutral sein. Ein Fünftel, also etwa 20 VNB, rechnen sogar mit einem früheren Erdgasaus vor 2032. 39 Unternehmen erwarten hingegen, dass es auch danach eine Methanversorgung geben wird.
 

"Wasserstoffcluster nur für Industrie nicht sinnvoll"


Angesprochen auf die politische Abwehrhaltung zum Einsatz von Wasserstoff im Wärmemarkt forderten Fenner und Grönner mehr Realismus für die Bestandsgebäude, die sich nicht alle auf Wärmepumpe oder Fernwärme umstellen ließen. Auch ergebe es netztypologisch keinen Sinn, Industrieunternehmen in separaten Clustern umzustellen, die umliegenden Wohngebäude aber außen vor zu lassen. "Das ist alles verwoben - insbesondere in ländlichen Gebieten. Wenn ein Ankerkunde dort 20 oder 30 Prozent der Arbeitsplätze einer Kommune stellt, dann wird dort ohnehin Wasserstoff liegen", betonte Fenner. In diesen Fällen sei ein Nahwärmenetz nur in anderen Teilen des Ortes angezeigt. Deshalb biete sich eine Abstimmung des GTP mit der kommunalen Wärmeplanung an, die bald über ein neues Gesetz zur Pflicht wird.

Zurück
Zurück

energate News: Wasserstoffbericht: Tempo und Reformen für Markthochlauf

Weiter
Weiter

energate News: Dena legt Vorschlag zur Finanzierung des Wasserstoffnetzes vor