energate News: Echo: EU-Kommission hat bei Wasserstoffkriterien zu lange gebraucht

Berlin (energate) - In die Erleichterung über die nun vorliegenden Kriterien für die Produktion von grünem Wasserstoff mischt sich viel Kritik, dass die EU-Kommission so lange dafür gebraucht hat. Die für den Markthochlauf vorgesehene flexible Auslegung stößt auf Zustimmung. Die EU-Kommission hatte die Kriterien für die Produktion grünen Wasserstoffs am 10. Februar vorgelegt, nahezu zwei Jahre nach dem ursprünglich angedachten Termin. Sie sind erforderlich, damit Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis auf das Ziel der Mitgliedstaaten im Bereich der erneuerbaren Energien angerechnet werden können (energate berichtete).


Der BDEW bezeichnet die Veröffentlichung der Kriterien in einer Reaktion als längst überfällig. Die Verzögerung habe wichtige Investitionsentscheidungen verzögert, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Aus Sicht des Maschinenbauverbandes VDMA war die rechtliche Unsicherheit in den vergangenen zwei Jahren das größte Hemmnis für den Wasserstoffhochlauf. Der Chef der Deutschen Energieagentur (Dena), Andreas Kuhlmann, sieht durch das zögerliche Verhalten der EU-Kommission sogar die europäische Technologieführerschaft bei Wasserstoff gefährdet.

Ein Grund für die Hängepartie bei den Kriterien für die grüne Wasserstoffproduktion: Die Branche wehrte sich gegen zu strikte Vorgaben etwa was den Bau zusätzlicher Erneuerbaren-Anlagen anbelangt, um den Markthochlauf nicht auszubremsen. Die EU-Kommission schlägt nun flexible Übergangsfristen für die verschiedenen Kriterien vor, also die Zeitgleichheit von Strom- oder Wasserstoffproduktion und den Bau von zusätzlichen erneuerbaren Energien dafür. Dies stößt auf ein positives Echo. "Mit dem vorliegenden Vorschlag ist die EU-Kommission auf wesentliche Forderungen der Wasserstoffindustrie eingegangen", erklärte Peter Müller-Baum, Geschäftsführer des VDMA-Spartenverbandes Power-to-X.
 

Warnung vor Verschärfung durch EU-Staaten


Allerdings sieht der Entwurf der EU-Kommission vor, dass die EU-Staaten ab 2027 die Kriterien für die Wasserstoffproduktion eigenständig verschärfen dürfen. "Wichtig ist nun, sicherzustellen, dass Deutschland keine zusätzlichen geografischen Kriterien oder die strenge stündliche Korrelation schon ab 2027 einführt, damit die deutschen Hersteller nicht benachteiligt werden", fordert die Power-to-X-Allianz, ein Bündnis aus Unternehmen und Verbänden. Auch BDEW-Chefin Andreae warnt vor einem erneuten Risiko für Investoren. "Der Wasserstoffhochlauf darf nicht ausgebremst werden, bevor er überhaupt Fahrt aufnimmt."

Die energieintensive Industrie zeigt sich trotz Verbesserungen ebenfalls nicht zufrieden mit den Vorschlägen. Ein Grund: die Möglichkeit, Strom in Gebotszonen mit niedriger CO2-Intensität im Strommix, etwa durch viel Wasser- oder Atomkraft, als erneuerbar für die Wasserstoffproduktion einzustufen. "Für alle anderen sehen auch die neuen Entwürfe der Kommission weiterhin vor, dass der verwendete Strom nicht nur CO2-arm sein muss, sondern auch in engen zeitlichen und örtlichen Grenzen hergestellt werden muss", erklärt Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft.

Kritik an dieser Regelung kommt auch von der Dena. Die EU-Kommission habe hier einem beschleunigtem Markthoch von Wasserstoff den Vorzug vor mehr Anreizen für einen schnelleren Erneuerbaren-Ausbau gegeben, hieß es.

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