energate News: Neuer EU-Ausbauplan fürs Gasnetz integriert Wasserstoff

Brüssel (energate) - Der europäische Verband der Fernleitungsnetzbetreiber Entsog hat den Entwurf seiner neuen Netzausbauplanung veröffentlicht. Der Ten Years Network Development Plan (TYNDP) 2022 enthält dabei erstmals einen dualen Modellierungsansatz, der neben dem Erdgasnetz auch den Aufbau einer europäischen Infrastruktur für Wasserstoff berücksichtige, teilte Entsog mit.

 
Frühere Ausgaben des TYNDPs hätten gezeigt, dass die europäische Gasinfrastruktur kurz davorstehe, den Gas-Binnenmarkt zu vollenden. Daraus ergebe sich jetzt die Möglichkeit, kosteneffizient und im großen Stil die Entwicklung erneuerbarer und dekarbonisierter Gase voranzubringen, betonen die Netzbetreiber. Dafür wurden jetzt erstmals Wasserstoffprojekte aufgenommen, die im Rahmen des TYNDP-Prozesses und bei der Auswahl von Projekten im gemeinsamen europäischen Interesse (PCI) gemeldet wurden. Bei der Systembewertung haben die Netzbetreiber als neue Kategorie die "Wasserstoffinfrastrukturebene" eingeführt.
 

Vier Kategorien für grüne Projekte


Der neue Zehnjahresplan zeigt damit mögliche Import- und Produktionskapazitäten für erneuerbare Gase und Wasserstoff sowie deren Nachfrage auf. Um entsprechende Trends aufzuzeigen, hat Entsog die versammelten Projekte in vier Kategorien aufgeteilt. Dabei handelt es sich zum einen um neue oder umgewidmete Infrastruktur für den Wasserstofftransport. Zum anderen geht es um die Nachrüstung bestehender Infrastruktur für die weitere Integration von Wasserstoff. Kategorie drei umfasst Biomethanprojekte, Kategorie vier sonstige Infrastrukturvorhaben, die eine Dekarbonisierung ermöglichen. Von den insgesamt 358 Investitionsvorhaben in 26 Ländern fallen 215 unter diese vier Kategorien.
 
Entsog muss alle zwei Jahre einen neuen TYNDP erstellen. An der letzten Ausbauplanung aus dem Jahr 2020 hatte die europäische Regulierungsagentur Acer kritisiert, dass sie zu viele konventionelle Gasprojekte enthält und zu wenig auf die Dekarbonisierung des Gassektors abstelle. Das sorgte bei den Fernleitungsnetzbetreibern für Irritation, da sie erstmals Energiewendeprojekte in den Plan integriert hatten. Auch die EU-Kommission hatte seinerzeit mit der Überarbeitung der TEN-E-Verordnung eine stärker integrierte Netzplanung eingefordert, die auch Wasserstoff und CO2-arme Gase einbezieht.
 

"Der erste seiner Art"

 
Der TYNDP 2022 sei mit seiner integrierten Betrachtung von Gas und Wasserstoff jetzt der erste seiner Art, betonte Entsog-Generaldirektor Piotr Kus: "Die umfassende Einbeziehung von Interessengruppen und ganzheitliche Modellierungsprozesse haben dazu geführt, dass die Interkonnektivität zwischen Methan-, Biomethan-, Wasserstoff- und Elektrizitätsinfrastrukturen gut erfasst wird, angefangen bei den Szenarien bis hin zu den System- und Infrastrukturbewertungen." Zudem sei der Entstehungsprozess des Zehnjahresplanes angepasst, um auch die "REPowerEU"-Ziele besser abbilden zu können.
 
Der neue TYNDP ist auf den Entsog-Seiten veröffentlicht. Stellungnahmen nimmt der Verband bis zum 19. Mai entgegen. Am 25. April soll ein Workshop zu den Ergebnissen der Netzmodellierung stattfinden.

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